Wandertagebuch geschrieben von Karin
Bilder eingesendet von Inge, Karin und Regina
Anreise nach Thüringen
24. Juli 2023
Wir (Inge, Ursel, Doro, Karin und Regina) treffen uns gut gelaunt am Voerder Bahnhof und sind pünktlich für den IC nach Gotha in Duisburg. Der hat dann allerdings Verspätung, so dass sich unsere Anschlussfahrten um ca. eine Stunde verzögern. Wir fahren auch nicht wie ursprünglich geplant nach Blankenstein, sondern werden „evakuiert“ nach Bad Lobenstein, da Teile des Stadtgebietes von Blankenstein wegen Unwetter ohne Wasserversorgung sind. Aber das Ersatz-Hotel ist gut, die Küche öffnet extra für uns: Es gibt „Zigeuner“schnitzel für alle.
Am nächsten Morgen werden wir zu unserem Ausgangspunkt nach Blankenstein gefahren, zum Start- und Endziel des Rennsteigs an der Mündung der Selbitz in die Saale.
Thüringen Tag 1
25. Juli 2023
Etappe: Von Blankenstein nach Rodacherbrunn, ca. 14 km
Als Einstieg in den Rennsteig ab Blankenstein wählen wir die Variante Moschwitztal. Mindestens 4 umgefallene Bäume sowie Geäst gilt es zu überwinden, durch und über die wir klettern müssen.
In Schlegel Einladung von einem einheimischem Ehepaar in ihr Haus, um uns Schutz vor dem nicht aufhörenden Regen zu bieten. Wir dürfen in ihrer Küche Platz nehmen, wo wir mit frischem Kaffee und Gebäck bewirtet werden. Dabei erfahren wir einige interessante Informationen über die Gegend; so vom nahe gelegenen Steinbruch, der vielen Menschen Arbeit gegeben hat. Daneben gab es für die Bewohner von Ortschaften in unmittelbarer Nähe zur innerdeutschen Grenze starke Einschränkungen. So konnten die Bewohner von Schlegel den Ort nur mit einer Ausweiskontrolle verlassen und zurück kommen.
Nach Verlassen der Schutzhütte Kulmberg kommen wir in sehr heftigen Regen mit Gewittereinlage. Wir laufen 1,5 Stunden und werden nasser und nasser. Auch auf den Wegen bilden sich kleine Seen, denen wir so gut es geht ausweichen.
Wir sind froh, dass am Ende unserer Tagesetappe das Taxi schon da ist und wir ins Trockene steigen können.
Thüringen Tag 2
26. Juli 2023
Etappe: Rodacherbrunn nach Steinbach am Wald, ca. 14 km
Der Himmel ist bedeckt, ab und zu fallen einzelne Regentropfen, dann ist es etwas sonnig.
Wir passieren das Rennsteighaus im Brennersgrün. Typisch sind die schieferverkleideten Häuser (wir befinden uns schließlich im Schiefergebirge! ).
Kurzer Stopp an der Kurfürstenhütte und Ausrüsten für die regnerisch erwartete weitere Wanderung.
Wappensteine: Kurfürstenstein, Großer Bischofsstein, Kleiner Bischofsstein.
Wir passieren einen der neun am Rennsteig aufgestellten Dreiherrensteine: Dreiwappenstein am Kiesslich. Wurde 1717 im Bereich des heutigen Schönwappenwegs gesetzt (hatte aber schon 2 Vorgänger 1513 und 1619).
Thüringen Tag 3
27. Juli 2023
Steinbach am Wald nach Kalte Küche, ca. 11 km
Nach einem ersten Regenschauer bei bedecktem Himmel am Hotel Frisch auf! gestartet. Am Ortsausgang hinter der Feuerwehr geht es rechts ab in den Wald auf den Alternativ-Rennsteigweg (blaues R), um den 6,5 km langen Asphaltweg entlang der Frankenwald-Hochstraße zu umgehen. Bereits nach kurzer Zeit verändert sich der schöne Fichtenwald dramatisch; eindrucksvoll gestapelte imposante Holzstämme liegen im gelichteten Wald. Bald laufen wir unterhalb einer Zone, in der Fichten gefällt werden. Heutzutage sitzt der Holzfäller alleine auf einer schweren Maschine mit einem Greifer vorne, mit dem der Baum „umgeknickt“ wird. Anschließend wird der Stamm mit selbiger Maschine geschält. In den zuhauf herumliegenden Rindenstücken kann man die Fraßspuren des Borkenkäfers entdecken, in anderen sogar ihre Larven.
Erste Orientierungsprobleme entstehen bei uns durch den durchgewühlten Boden und herumliegende abgeholzte Fichten, wodurch der weitere Weg nicht erkennbar und auch keine Wegkennzeichnung vorhanden ist. Nach verschiedenen Wegerkundigungen finden wir wieder den richtigen Pfad und erreichen in Nähe der Straße einen Picknickplatz. Der Regen begleitet uns schon seit einiger Zeit, so dass dort nur eine kurze Trinkpause möglich ist. Dann geht es gestärkt weiter in den Wald, wo uns bereits nach kurzer Zeit ein Abstecher in die falsche Richtung auf einen abgeholzten Hügel talabwärts wandern lässt. Eine Wegkorrektur führt uns schließlich in die richtige Richtung durch wunderschöne Heidelbeer- und Heidesträucher. Leider können wir diese nicht wirklich bewundern, da es stetig nasser wird .
Die letzten 1,5 km laufen wir auf dem ursprünglichen Rennsteigweg entlang der Frankenwaldhochstraße, da die letzten Kilometer des neuen alternativen Weges nur schwerlich begehbar sind: Baumstammreste, unendlich viel Gezweig. Der Weg führt hinunter zur Quelle Wallersbrunn und auf der anderen Seite wieder hoch zur Straße.
Es regnet immer heftiger, so dass wir uns in Nähe der Frankenwaldhütte an der Frankenwaldhochstraße abholen lassen. Triefend nass steigen wir in den PKW der Hotelierin und Konditorin.
Thüringen Tag 4
28. Juli 2023
Etappe: Kalte Küche nach Neuhaus am Rennsteig, ca. 12 km
Effektiver Start in Spechtsbrunn, bis Neuhaus am Rennweg.
Wetter: Wechsel aus trocken und leichtem Nieselregen . Später heiter bis wolkig , dann heftiger Schauer in Neuhaus.
Der Weg ist gut ausgeschildert, schöne Strecken durch Wiesen und Heide, dann wieder durch schönen Wald.
Ab Spechtsbrunn zunächst steil aufwärts auf den Kamm, Clemens Major Schutzhütte passiert. Hinter der Berg-Baude (ehemaliger Gasthof ) vorbei an einem einstigen Steinbruch, wo Schiefer zur Herstellung von Griffeln gewonnen wurde. Vorbei an der Triniuskreuzung und kurze Rast in der Laubeshütte.
Thüringen Tag 5
29. Juli 2023
Etappe: Neuhaus am Rennweg nach Friedrichshöhe, ca. 12 km
Beginn verschoben, da ein heftiger Regenguss niemanden aus der Hoteltür bringt.
Nachdem der Regen aufhört, geht es los zur Rennsteig-Tagesetappe.
Den ersten Stopp gibt es am Sandwieschen bei der Steinheider Hütte. Der Hügel ist nebelverhangen. Weiter geht es auf der Schleife des Rad-Rennwegs, der breit und geschottert bis nach Limbach führt. Gleich zu Beginn haben wir einen Blick auf den Stausee Scheibe-Alsbach, der durch die gestaute Schwarza entstanden ist. Inzwischen dient er auch zur Trinkwasserversorgung der Region.
Der Regen ist stärker geworden , so dass wir in Limbach eine Einkehr-bzw. Unterstellmöglichkeit suchen. Vergeblich – alles geschlossen. So stellen wir uns unter eine überdachte Picknickbank und picknicken. Nachdem sich die Himmelsschleusen wieder geschlossen haben, geht es weiter Richtung Dreistromstein. Vorbei an schönen Bergwiesen und historischen Grenzsteinen durch einen Märchenwald.
Bald erreichen wir den Dreistromstein, der die dreiseitige Wasserscheide markiert. Die umliegenden Bäche fließen in 3 Richtungen ab und speisen die Elbe, die Weser und den Rhein.
Weiter geht es nun zum heutigen Ziel der Friedrichshöhe auf 799 m.
Das hergerufene Taxi bringt uns zurück zum schönen Hotel in Neuhaus am Rennweg.
Thüringen Tag 6
30. Juli 2023
Etappe: Friedrichshöhe bis Triniusbaude, ca. 11 km
Bei trockenem Wetter setzen wir unseren Weg auf dem Rennsteig entlang schöner Bergwiesen fort. Auf unserem Weg zum ersten Zwischenetappenziel passieren wir den Germar-Gedenkstein, einen Quarzit. Nun geht es einen Hohlweg hinab, der immer tiefer wird, bis sich die Wände zu beiden Seiten mannshoch erheben.
Kurze Zeit später erreichen wir die Eisfelder Ausspanne. Dort angelangt gibt es eine kurze Rast und die Erklärung, was diese ungewöhnliche Ortsbezeichnung bedeutet. Diese Bezeichnungen stammen aus der Zeit der schweren Fuhrwerke und Postkutschen, die die Rennsteigpässe befuhren. Die Anstiege auf den Gebirgskamm waren so steil, dass die Fuhrleute zusätzliche Tiere ausleihen mussten. Oben angekommen, wurden die Leihpferde wieder AUSGESPANNT.
Weiter geht’s durch Wald mit durch Baumpilze schön verzierten abgestorbenen Buchen. Dann führt der Weg aufwärts zum Dreiherrenstein Hohe Heide, wobei es sich um einen dreieckigen Stein handelt. Nach kurzer Verschnaufpause marschieren wir weiter zum Eselsberg (842 m), auf dem sich die Rennsteigwarte befindet. Dies ist ein 38 m hoher Aussichtsturm. Gleich daneben befindet sich ein Gasthaus mit Terrasse – geöffnet!!! Aber wir beschließen weiter zu laufen – was man hat, hat man. Und schon geht es weiter Richtung Masserberg. Kaum haben wir den Ortsrand erreicht, fängt es auch schon an zu regnen. Aber zu linker Hand bietet uns das Hotel Restaurant Oberland Unterschlupf. Im Restaurant verbringen wir eine ausgiebige Mittagsrast, bis der Himmel vermeintlich trocken ist. Die Rucksäcke werden aufgesetzt, und frohgelaunt ob einer nun trockenen Wanderung ziehen wir weiter. Allerdings zeigt uns die vollständige Ansicht der Himmelslage, dass uns demnächst ein heftiger Regenguss droht. Dieser lässt auch nicht lange auf sich warten. Hastig werden die Regenjacken geschlossen, die Rucksackhauben platziert, die Regenschirme gezückt und der Schritt auf dem breiten Weg beschleunigt. Schon erspähen wir die Schutzhütte Ersteberg. Diese ist schon belegt und wird von 2 riesigen Hunden bewacht. Wir marschieren gleich hinein, was Bruno (der kleinere Hund) zum lauten Knurren veranlasst. Der grössere, ein Lobensteiner „Bär“, rührt sich nicht. Nachdem dort alle eingetroffen sind, geht es vereint den Hohlweg hinab nach Triniusbaude, wo uns am Parkplatz Schwalbenhauptwiese der Hotelier mit seinem Wagen erwartet.
Thüringen Tag 7
31. Juli 2023
Triniusbaude nach Frauenwald, ca. 14 km
Start an der Triniusbaude bei regnerischem Wetter. Aber inzwischen haben wir uns daran gewöhnt und laufen gleich zügig los. Der Rennsteig verläuft nahe der Landstraße, und so passieren wir auch die Teufelsbuche. Experten schätzen diese auf ein Alter von 150 bis 250 Jahren. In der Ortschaft Kahlert machen wir kurz Halt in der schönen Picknickstelle, die den Wanderer mit Gut Runst begrüßt. Der heutige kühle Wind lässt uns schnell weiterziehen. Bald durchqueren wir Neustadt am Rennsteig (781 m), am Ortsausgang geht es bergab in Richtung Großer Dreiherrenstein. Wir passieren schöne Wälder und gelangen auf 838 m zum Mittelpunkt des Rennsteigs. Dieser befindet sich in Nähe des Großen Dreiherrensteins, an dem die Waldbaude gleichen Namens uns zum Aufwärmen und zur Rast einlädt. Gestärkt geht es nun hinunter nach Allzunah, wo wir den Rennsteig verlassen und quer durch den Wald entlang der früheren Kleinbahn Laura nach Frauenwald laufen.
Thüringen Tag 8
01. August 2023
Etappe : Frauenwald nach Schmücke, ca. 14 km
Es regnet, die Bäume biegen sich und Nebelschwaden ziehen ums Hotel.
Aufgrund der Wetterwarnungen „Dauerregen und starker Wind mit Sturmböen“ entscheiden wir die Etappe entsprechend anzupassen.
In Oberhof besuchen wir den Rennsteiggarten, einen botanischen Garten für Gebirgsflora. Wir bewundern einige der 4000 Pflanzenarten aus den Gebirgen Europas, Asiens, Nord-und Südamerikas, Neuseelands und der arktischen Region. Im Café Enzian stärken wir uns mit frisch gebackenem Heidelbeerkuchen und/oder hausgemachter Soljanka- Suppe.
Thüringen Tag 9
02.August 2023
Etappe : Schmücke bis Oberhof, ca. 13 km
Im Hotelrestaurant begrüßt uns zum Frühstück eine große Schiefertafel mit der aktuellen Wetterlage: Sprühregen, windig, 16 °C.
Wir haben auch nichts anderes erwartet.
Gestärkt geht es zum Busbahnhof in Oberhof, von dem wir zum heutigen Startpunkt fahren. An der Bushaltestelle beim Waldhotel Schmücke steigen wir, die einzigen Fahrgäste, aus. Wir beginnen die heutige und für uns Wanderinnen vorerst letzte Rennsteigetappe auf 909 Höhenmetern. Schon bald kommen wir an der Wetterstation des Umweltbundesamtes vorbei. Der Weg ist breit und gut begehbar, es geht auf und ab. Nachdem wir den Rosenkopf passiert haben, geht es stetig aufwärts. Wir erreichen die Plänckners Aussicht auf 968 m mit Plattform, die heute im Nebel kaum erkennbar ist. Kurz danach überschreiten wir den höchsten Punkt des Rennsteigs, 973 m. Danach geht es stetig talwärts, und wir kommen zu der großen Schutzhütte an der Sulzer Ausspanne (inzwischen wissen wir, was das bedeutet). Nach einer Rast beginnen wir den letzten Wegabschnitt in Richtung Rondell. Noch wenige Kilometer liegen vor uns, und wir sind zurück in Oberhof.
Impressionen vom Rennsteiggarten
Abreise
03. August 2023
Wir nehmen den Bus von Oberhof nach Zella-Mehlis. Unser Anschlusszug nach Erfurt hat leider so viel Verspätung, dass wir dort unsere Verbindung nach Kassel-Wilhelmshöhe verpassen. Deshalb müssen wir die Route ändern. Eine nette, engagierte Zugbegleiterin hilft uns. Aber auch sie findet keine bessere Lösung: statt wie geplant viermal müssen wir jetzt sechsmal umsteigen in gut gefüllte Nahverkehrszüge. Und nach zehneinhalb Stunden Fahrt kommen wir dann endlich zu Hause an.
Trotzdem: Schön war’s!